Ich sah den roten Ford Transit mit dem langen Segelfluganhänger um die Kurve rollen. Da waren sie endlich. Meine Freunde Lukas und Adrian von der Fliegervereinigung Schwabach hatten mir versprochen, mich mit nach Bamberg zu nehmen. Ich hatte gerade frisch meinen Schein fertig, somit sollten die Wertungsflüge meine ersten Flüge mit Flugschein werden. Ich freute mich schon eine ganze Weile auf das Vergleichsfliegen. “Ich bin schon gespannt wie wir uns schlagen, gerade du mit deiner Lizenz”, sagte Lukas im Auto. Lukas sollte demnächst auch seinen Schein erhalten. Ich machte mir keine wirklich großen Hoffnungen für den Wettbewerb, gerade weil das letzte Vergleichsfliegen in Schweinfurt, ein Jahr zuvor, wetterbedingt nicht ganz so prickelnd ausgefallen ist. 

Wir kommen an und ich sehe schon wie Thomas und Jakob versuchen, die Ruder unserer ASK13 anzuschließen. Es wird Zeit für die Einweisungsflüge. 

Ich nehme im Flieger platz, Thomas setzt sich hinter mich. “Lange ist’s her”, denke ich mir, während ich den Steuerknüppel in die Hand nehme. Doch ich freute mich darauf, endlich wieder hinter dem Instrumentenbrett sitzen zu können. Schließlich hatte ich meine praktische Prüfung 4 Wochen zuvor mit Bravour bestanden. 

Wir starten, Thomas navigiert mich in den ungewohnt riesigen Gegenanflug von Bamberg-Breitenau. “Immer hinter der Kirche!”, sagt Thomas noch. Ich fliege brav in den Queranflug, schön um das ovale Autohaus, welches in Verlängerung der Centerline der Segelflugbahn dort steht, herum. Nach der Landung sagt mir Thomas, dass die Sache soweit schon passen würde, der Slip sei aber zu “digital”, ich soll nicht zu abrupt fliegen. Naja wird schon schief gehen morgen, dachte ich mir…und der Theorietest…naja.

Der Leiter der Veranstaltung, Constantin, erklärt uns den Ablauf der Veranstaltung: Erst kommen die Rollübungen dran. Okay…los gehts:

Ich sitze wieder im Flieger, diesmal alleine, die Gurte hinten sind zusammengeschnallt. “Bamberg Information; Startnummer 10; abflugbereit”, sage ich auf der Frequenz. Im selben Augenblick ertönt ein bestätigendes “Nummer 10” und das Windenseil zieht kräftig an. Mir gelingt ein perfekter sauberer Start…ich freue mich schon. “Ab in den Gegenanflug…die Rollübungen warten, aber wo war nochmal die Kirche?” “Aha dort, passt.” Ich fange mit den Übungen an. Erst Rechts, dann Links…und das 3 mal. Ich halte sauber die Fahrt, schaue dass mir die Nase nicht “abhaut”. “Startnummer 10; an der Position”, heißt es auch schon wieder. “So, wo ist das Autohaus?” Zwei letzte Kurven und ich setze zum Seitengleitflug an. Ich warte auf das Wendemoment, trete dann langsam ins Seitenruder und helfe mit den Klappen nach. Die ASK13 rast wie ein Stein auf die Tankstelle unter mir zu…aber schön koordiniert, ich war schon fast überrascht. Für einen kurzen Augenblick blickte ich herunter auf Bamberg und staunte über den tiefen Anflug. Bei 50 Metern über Grund leitete ich den Slip aus und zielte auf die schlecht zu sehenden Absperrbänder am Boden. (In diesem Fall das Ziellandefeld) Schön die Klappen stillhalten, ausschweben lassen uuund sitzt. Volltreffer ins 9-Punkte Feld! Ich musste grinsen.  

Der Tag zog sich. Es war heiß, sehr heiß. Gerade in der prallen Sonne ohne eine einzige Wolke am Himmel…es wurde anstrengend, gerade wieder einmal, wenn das Windenseil zum 3ten Mal riss. Aber das war nicht schlimm. Man nutzte die Zeit gut um die vielen neuen Gesichter der Luftsportjugend kennenzulernen oder die bereits bekannten Leute noch besser zu kennen. 

Um kurz vor 20:00 Uhr war es soweit…der Flugbetrieb war geschafft und nun ging es zum allseits befürchteten Theorietest. Ich dachte mir…okay, nun wird das Ergebnis schön zunichte gemacht. 

Ich drehe das Blatt um und lege los…ich fühlte mich wie in der Schule. Aber im Gegensatz dazu, lief es gut. Ich kreuzte voller Selbstbewusstsein die Antworten an. Eine nach dem anderen. Nach dem Test ging es wieder zu wie nach dem Abi: “Was hast du bei der 3? War das ein Cumulonimbus? Wer war das auf dem Bild? Es gab ´ne Rückseite?!”, schallte es durch den Raum.

Während dem Abendessen bekamen wir die Testergebnisse. Ich sah eine große 18/20 oben auf dem Blatt stehen. Ich konnte es erst nicht glauben. So schmeckte das Essen gleich noch mehr.

Am nächsten Tag stand um 11:00 Uhr die Siegerehrung an. Ich hatte mir am Abend davor, zusammen mit den anderen, einen Platz in den Top 10 ausgemalt. Auch Adrian und Lukas meinten, dass das gesamte Feld doch recht gut geflogen ist…es würde auf jeden Fall recht spannend werden. Vor der Ehrung wollten wir aber noch schnell die ASK13 wieder abrüsten. Auf einmal trommelt der Jugendleiter alle Teilnehmer zusammen…es ist soweit. Ich lege das bereits demontierte Höhenleitwerk auf den Boden. Ich wollte es wissen.

Die Plätze wurden rückwärts verlesen. Jakob, mein Teamkollege holte den 14ten Platz. Das fand ich für einen, der gerade erst solo geflogen ist, schon sehr gut. Ich freute mich schon sehr, als mein name beim 10ten Platz noch nicht fiel. Aber es ging weiter: Platz 5, immer noch nicht. Ich fragte mich: “Haben die mich vergessen?” Platz 3, noch immer nicht. Als ich bei Platz 2 immer noch nicht aufgestanden bin, war ich ratlos. 

“Und der Erste Platz unseres diesjährigen Fränkischen Jugendvergleichsfliegen hier in Bamberg geht an: Valentin Jaster, vom ACS Nürnberg!” 

Ich sah meine Fluglehrer Thomas und Hanspeter an…und sie grinsten zurück. Ich ging vor zum Podium, nahm freudestrahlend meine Urkunde samt Medaillon und kletterte leicht zitternd auf die oberste Stufe vom Podium. Ich grinste über beide Ohren. Ich konnte es wirklich nicht glauben…